Thailand: Hunderttausende forderten Rücktritt von Premier Abhisit Vejjajiva und Neuwahlen
March 15, 2010 Von Yu Kyung Lee, Bangkok
Mit einer Großdemonstration habenam Sonntag zehntausende Thailänder friedlich gegen die Regierung protestiert und Neuwahlen gefordert. Bei ihrer Kundgebung in Bangkok stellte die
Führung der sogenannten Rothemden der Regierung ein 24-stündiges Rücktritts-Ultimatum.
Mehrere zehntausend »Rothemden « von der Vereinigten Front für Demokratie und gegen Diktatur (UDD) – die Schätzungen reichten von 150 000 bis 500 000 – haben am Sonntag in Bangkok gegen die Regierung und für die Durchführung von Neuwahlen demonstriert.
Bei einer Kundgebung in Bangkok stellte die Führung der »Rothemden « dem Kabinett von Abhisit Vejjajiva ein 24-stündiges Rücktritts-Ultimatum. Die Regierung müsse dem Volk die Macht zurückgeben und das Parlament unverzüglich auflösen, forderte einer der Anführer
der Anhänger des 2006 gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra, Veera Musikapong.
»Wenn sie unseren Forderungen nicht nachkommen, werden wir die nächsten Schritte verkünden.«
Auch wenn wesentlich weniger als die angekündigte Zahl von einer Million Teilnehmer erreicht wurde und die Manifestation friedlich verlief, kam das normale Leben in Bangkok in großen Teilen zum Erliegen. Die Mehrzahl der Demonstranten stammte aus dem Norden und Nordosten – dem ländlichen Armenhaus Thailands – sowie aus Bangkok. Allerdings kamen auch
einige Teilnehmer aus den südlichen Provinzen, die bisher Hochburgen der Demokratischen Partei des Premiers Abhisit Vejjajiva sind. » Wir haben noch nie in der thailändischen
Geschichte eine so große Protestkundgebung gesehen«, erklärte der Arzt und Demokratieaktivist Weng Tojirakarn, einer der Führer der UDD, gegenüber ND.
Trotz der Versicherung der Rothemden, gewaltfrei demonstrieren zu wollen, hatte es vor den Protestaktionen Bedenken wegen eines möglichen Aufruhrs wie im April vergangenen Jahres gegeben. Die Berichte der thailändischen Medien waren dominiert von Gewaltszenarien.
Insbesondere der Sender ASTV, das Sprachrohr der rechtsgerichteten Volksallianz für
Demokratie (PAD), war bemüht, ein negatives Bild der Demonstranten zu zeichnen. Die »Gelbhemden « der PAD hatten 2008 das Land ins Chaos gestürzt, als sie über Monate Regierungsgebäude besetzt hielten und schließlich die Flughäfen zum Schließen zwangen.
Insgesamt 50 000 Angehörige der Sicherheitskräfte hatten die Demonstration überwacht.
Published by Neues Deutschland on March 15, 2010